Mission “Designprojekt Dresden” – Eine Gründer-Story

Im Gespräch mit Johannes Kuring, 25 Jahre, Geschäftsführer der Designprojekt Dresden GmbH, Unternehmer, Entwickler und Kreativer.

Die Mission „Designprojekt Dresden“ startete auf ihre Reise in die Zukunft vor 11 Jahren in einem Kinderzimmer in Panschwitz-Kuckau. Genau da in der Oberlausitz, wo man sich Geschichten über Krabat erzählt, den Sagenhelden und Zauberlehrling. Unser Gründerfreund Johannes Kuring lebte hier und hat sich wohl von ihm inspirieren lassen, wie der Weg zum Meister gelingt. 2009 war auch ein Jahr in dem wir mit einer Pandemie, nämlich der Schweinegrippe, und den Nachwirkungen vom Finanz-Crash zu tun hatten. Quasi schon mal der Probelauf für kommende Zeiten.

Johannes war damals in der 8.Klasse und ein eifriger Bastler durch und durch. Er baute und tüftelte an Modelleisenbahnen, Schiffen und allem herum, was das Taschengeld und die festiven Geschenke hergaben. Eine Cousine erkannte sein Potenzial und förderte ihn. In ihrer Firma, dem Traditionsunternehmen Designprojekt Dresden, gab es damals eine Werkstatt für Design Projekte. Hier wurden Modelle aller Art und verschiedenster Größen gebaut sowie entwickelt. Sie lud den jungen Tüftler ein, sich das einfach mal anzuschauen. Der zögerte nicht lange und startete kurz darauf ein Praktikum vor Ort und stieg im Sommer gleich für sechs Wochen Ferienarbeit ein.

Der damalige Chef des Unternehmens, Herr Sorg, legte Johannes die Möglichkeit zur Ausbildung zum Technischen Anschauungsmodellbauer ans Herz und bot ihm eine Lehrstelle an. Gesagt, getan. Via Duales Ausbildungssystem schloss er 2015 die Lehre erfolgreich ab. Parallel dazu ließ er sich in 3D-Konstruktionen am Computer ausbilden und der erste Meilenstein für seine Laufbahn war gelegt.

Designprojekt Dresden Modell

Man muss wissen, Johannes crashte als junger, ambitionierter Typ in ein traditionsreiches Unternehmen. Designprojekt Dresden gibt es seit 1976. Nach der Wiedervereinigung verkaufte die Treuhand das Unternehmen an Gesellschafter. Der Betrieb funktionierte grundsätzlich auf Designbasis, größtenteils Maschinenbaudesign und Modellbau. Es wurden große Marken beliefert, wie Bosch oder Bugatti. Und Johannes gab Vollgas: „Ich habe gleich nach der Ausbildung bei meinem Chef angefragt, ob ich mal in die Buchhaltung reinschauen, Kunden mitbetreuen, Kalkulationen schreiben oder in Verträge einsehen darf. Ich habe ein hohes Übermaß an Arbeitszeit eingebracht und war super fleißig.“

Johannes wurde innerhalb kürzester Zeit zur rechten Hand vom Chef. Was sich kurzfristig als Chance offenbarte. Ein unerwarteter Vorfall brachte einen weiteren Meilenstein ins Rollen. Bei einem Meeting brach der 63 Jahre alte Geschäftsführer plötzlich zusammen. Johannes leistete sogar noch Ersthilfe. Diagnose: Herzinfarkt und langer Reha-Prozess. Schnell war klar, er leitet fortan das Unternehmen als stellvertretender Geschäftsführer. Johannes schmiedete kurzerhand einen Plan und brachte frischen Wind in die schon etwas staubigen Hallen von Designprojekt. Bereits nach einem halben Jahr kristallisierte sich heraus, dass er den Geschäftsführer-Posten ganz übernehmen wird.

Designprojekt Dresden Modell

Steile Karriere. Vom Lehrling zum Manager des Unternehmens und das in blitzartigem Tempo. Johannes hatte Großes vor: „Die Übergabe ging sehr schnell. Es war mir jedoch ebenso schnell bewusst, dass meine Ansichten und die von vier alten Gesellschaftern nicht zusammenfinden werden. Mit Social Media konnten sie nichts anfangen. Und da wurde mir klar, es gibt nur eine Möglichkeit. Und zwar die Firma komplett zu übernehmen, also die vier Anteile kaufen, um weiter voran zu kommen.“

Johannes, Freund von Taten, lamentierte nicht lange herum und nach einem halben Jahr intensiver Gespräche und Verhandlungen war es vollbracht. Johannes Kuring ist mit 23 Jahren 2018 der neue Geschäftsführer und Inhaber der Designprojekt GmbH Dresden. Traditionelles und junges, zukunftsorientiertes Denken finden hier in einer Symbiose zusammen, wie es sich viele in die Jahre gekommene Unternehmen, auf der Suche nach den richtigen Nachfolgern, nur wünschen können.

Zugegeben, es braucht viel Fleiß, Mut und Rückhalt, sonst ist so eine Karriere nicht machbar.

„Du musst es probieren und auf jeden Fall immer wieder aufstehen. Man kann das nur machen, wenn man wirklich dafür brennt. Das ist das Allerwichtigste. Sonst würde ich keine 15 Stunden am Tag arbeiten. Ich bin sogar traurig, wenn ich dann nach Hause gehen muss. Ich kann mich hier einfach kreativ austoben. Maschinen, Modelle, Lampen, ja ganze Städte können wir hier bauen. Da ist es ganz schwer aufzuhören. Ich habe eine Frau und zwei Kinder, die bestimmen dann auch mal wann Schluss ist. Das Wochenende ist heilig. Da ist Familienzeit. Denn ohne funktionierenden Freundeskreis und Familie funktioniert sowas ganz schlecht.“

Johannes Kuring

Auch schwere Zeiten müssen überwunden werden. Nach dem Umzug in die neue Werkhalle auf der Freiberger Straße in Löbtau gab es massiv viel umzugestalten. Die Halle war ein kompletter Neubau. Licht, die gesamte Elektronik, alles musste neu verlegt und gebaut werden. Drei Monate lang zog sich der Umzug in die Länge. Da ging Johannes schon mal die Puste aus.

Die Corona-Krise stellte ihn mit Designprojekt ebenso vor eine große Herausforderung: „Wenn über Nacht alle Messe-Modelle ausfallen, da bist du dann am Ackern, wie es weitergeht. An dieser Stelle greift der kreative Part ein. Was kannst du alles produzieren und vermarkten. Und so kam mir eine richtig coole Idee und ich habe kurzerhand eine Camping-Küche entwickelt. Der Prototyp existiert bereits.“

Johannes campt in seiner Freizeit leidenschaftlich gerne. Im März brachte sein Vater ihn auf die Idee, dass es doch eine äußerst praktische Angelegenheit wäre, beim spontanen Campen eine in nullkommanix-aufbaubare Campingküche mit allem Drum und Dran am Start zu haben.

Johannes fackelte nicht lang und legte los: „Die Küche bietet einen Kühlschrank, zwei Gasherdplatten, eine Spüle, Schubfächer, einen Wassertank, die komplette elektrische Versorgung, die man so übers Wochenende braucht. Und wenn man mit dem Auto fährt, lädt die Batterie über den Stecker oder via Solar auf.“

Innerhalb des letzten halben Jahres sind erste Ergonomie-Modelle entstanden. Zwischen den regulären Designprojekt-Aufträgen wird weiter an den Details und am Konzept und der Umsetzung getüftelt. Das Besondere an der Camping-Küche ist, sie passt in 90 Prozent aller Kombis und ist extrem flexibel, was den Auf- und Abbau oder die Integration betrifft.

Die Gründer-Rakete begleitet Johannes jetzt seit sechs Jahren. Als Wegbahner und Coach arbeiten wir gemeinsam an seinen Ideen. Raketen-Robert hat ihn bereits bei früheren Unternehmungen beraten und unterstützt. Aktuell sind unser Peter und Johannes mit der Markenbildung für die Campingküche, der Namensfindung und der Vermarktung beschäftigt. Außerdem versuchen wir eine Förderung für die Markteinführung sicherzustellen.

Designprojekt Dresden Modell

Johannes liebt es immer aktiv zu sein, immer weiter zu machen, immer an Ideen zu arbeiten, um neue Meilensteine auf seiner Mission zu setzen: „Wenn das Hauptgeschäft gut läuft, werden die diversen Projekte nebenher weiterentwickelt. So produzieren wir beispielsweise Gießharzlampen, Holzsockel in verschieden Formen und künftig die Camping-Küche. Ich würde in Zukunft auch gerne eine Sondermarke kreieren, Deko-Kram machen und noch mehr eigene Produkte auf den Markt bringen.“

Eine clevere Herangehensweise in Zeiten wie diesen. Risikoarm und flexibel in der Entwicklung. Es wird stressfrei am Produkt gearbeitet, getestet und zum Schluss geschaut, wie die Erfolgschancen am Markt ausfallen.

Johannes verfolgt große, kleine und bodenständige Ziele für Designprojekt: „Mein großes Ziel ist es, all diese Standbeine parallel aufzubauen, um in Krisenzeiten gewappnet zu sein. Es ist wichtig, dass man seine acht Mitarbeiter gut durchbekommt. Denn es ist mir das allerallerallerwichtigste, dass es meinen Mitarbeitern gut geht. Offenheit, Freundlichkeit und mitfühlend hinter dem Mitarbeiter stehen, das lernst du, wenn du von der Pieke auf alle Stationen durchlaufen bist in einem Unternehmen.“

Durch Johannes hat sich viel verändert bei Designprojekt. Und nicht zuletzt hat sich Johannes selbst zum Global Player im Modellbau-Design und verantwortungsvollen Unternehmer in Dresden gewandelt: „Früher war ich ein fauler Hund und dann habe ich mein Lebenselixier gefunden und Arbeiten gelernt. Wenn du etwas erreichen möchtest, was dir wichtig ist, musst du es einfach nur machen. Und vor allem, sage nicht, was du machen möchtest, sondern zeig, was du gemacht hast. Das ist mein Motto. Mach’s. Einfach machen.“

Johannes mag als Chef ein lockeres Verhältnis zu seinen Angestellten. Er tummelt sich gern in allen Bereichen rum und sein Anspruch ist es, überall der Beste zu sein. Da fällt es ihm oft schwer, Forschungsprojekte auch mal abzugeben. Seit dem Umzug weht bei Design Projekt auch im Team ein frischer Wind. Viele Mitarbeiter sind in Rente gegangen und dafür neue dazugekommen. Momentan arbeiten sieben Festangestellte, eine Praktikantin und mindestens zwei Studenten im Unternehmen. Viele Maschinenbau- oder Elektronikstudenten lernen hier, wie es in der Praxis tatsächlich läuft.

Designprojekt Dresden Modell

Denn die Projekte der Designprojekt Dresden GmbH könne sich sehen lassen. Sie arbeiten zum Beispiel mit dem Frauenhofer Institut oder der TU Dresden bei der Hochwasserforschung zusammen, haben Modelle für die Oper in Korea, für den Bahnhof Stuttgart oder für Airbus Trainings-Anlagen entworfen. Ganz aktuell bauen sie an einer 9-stöckige Modelleisenbahn für das Deutsche Museum in München. Zwei Jahre werkeln die Tüftler nun schon an dem Fünfhunderttausend-Euro -Modell und nun ist es in der Fertigstellung. Im März 2021 wird das Prachtstück ausgeliefert.

Die tausenden Arbeitsstunden, die das Team investiert hat, haben sich gelohnt: „Wir arbeiten bei dem Modell mit 5600 Adressen und Elementen. Jedes Licht, jede Schiene so einzurichten, damit alles im Einklang funktioniert, wie es soll, ist der Wahnsinn. Wir haben unsere ganze Energie reingesteckt, geforscht und entwickelt, bis alles passte. Das Deutsche Museum zählt jährlich über 1,5 Millionen Besucher, was wohl die beste Werbung ist, die man als Firma bekommen kann. Wenn in München alles super läuft, haben wir Aussicht auf eine wirklich gute Auftragslage.“

Designprojekt Dresden Modell

Das gibt Antrieb und von dieser Schubkraft hat Johannes offensichtlich jede Menge. Sein Erfolgsrezept an der ganzen Sache ist die Freude und das Herzblut, was er reinsteckt. Die Freude Ideen umzusetzen, in der eigenen Werkstatt Dinge zu entwickeln, zu bauen und ihnen solange auf den Grund zu gehen bis alles funktioniert. „Manchmal frustriert das einen, aber zum Schluss funktioniert die Idee. Man wird fast immer belohnt. Und wenn du diese Prozesse durchhältst, ist es einfach atemberaubend und jedes Mal aufs Neue magisch. Der Moment, wo etwas endlich perfekt leuchtet oder sich bewegt.“

Bei so viel Raffinesse darf natürlich ein besonderes Special im Hause Designprojekt nicht fehlen. Deshalb musste in der Halle ein adäquates Soundsystem installiert werden. Johannes hat nämlich vor seinem Designprojekt-Leben auf großen Bühnen tausende Partyleute gerockt. Als Drummer ist er mit DJs, Sänger, Trompeter, Saxophonist, Tontechnikern und Pyrotechnikern auf Tour gegangen. Das Projekt muss allerdings aufgrund von Zeitmangel gerade ruhen. Wenn das Business steht, möchte Johannes aber gern wieder mehr Musik machen. Das ist sein großer Traum.

Wir sind auf jeden Fall dabei, wenn die Rakete steigt und neue Dimensionen erklimmt. 🚀

www.designprojekt-dd.com

Text & Interview: Nicole Zwahr    Fotos: Designprojekt GmbH Dresden

Posted on 29. Oktober 2020

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